„Die höchste Form menschlicher Intelligenz ist zu beobachten ohne zu bewerten.“

von | Apr 17, 2022 | Grundlagen der GFK | 0 Kommentare

Dieses Zitat eines indischen Philosophen habe ich vor Jahren das erste Mal in einem Buch von M. Rosenberg gelesen und mir gedacht: „So ein Quatsch!“. 

Und “zack”, damit war ich direkt in der Bewertung. Bewirkt hat diese Bewertung, dass ich von diesem wundervollen Buch erstmal Abstand genommen habe. Ich habe dem Buch quasi keine Chance gegeben. Und genau das ist es, was eine Bewertung oder ein Urteil macht: Es kann schnell zur Trennung führen. Vor allem in Gesprächen kann es dazu führen, dass Andere sich womöglich angegriffen oder nicht verstanden fühlen und sich zurückziehen.

Deswegen geht es auch im ersten Schritt der Gewaltfreien Kommunikation genau um diese Fragen: Bin ich gerade im Urteil oder beobachte ich gerade objektiv?

Beispiel 1: 

„Ich glaube Herr Meyer hat keine Ahnung.“ (Bewertung)

„Herr Meyer hat zu dieser Frage bisher keine Stellung bezogen.“ (Beobachtung)

Beispiel 2:

„Du bist so chaotisch und unordentlich.“ (Bewertung)

„Auf deinem Tisch liegen jeden Abend verschiedene Bücher und Stifte sowie benutztes Geschirr.“ (Beobachtung)

 

Aktion: 

Überprüfe einmal: Wie geht es Dir mit den Beispielen oben? Lies Sie Dir nochmal durch und nimm dir nach jedem Satz Zeit zum Nachspüren. Wie geht es Dir mit der Formulierung einer Beobachtung und wie geht es Dir mit der Bewertung?

Wie kann uns der erste GFK-Schritt in der Kommunikation mit Anderen helfen?

Wenn wir lernen wahrzunehmen, was gerade ist, und das zu benennen, dann steigt die Wahrscheinlichkeit, dass der andere mir weiterhin zuhört. Denn wenn ich die Tatsachen (Zahlen, Daten, Fakten) benenne, dann wird der Andere mir in der Regel zustimmen oder zumindest nicht widersprechen. Insgesamt wirkt dieser erste Schritt deeskalierend. Eine Beispielgeschichte dazu kannst du in meinem Blog-Beitrag “Chaos im Kinderzimmer” nachlesen.